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Der Oberbürgermeister der Stadt Aachen, Dr. Jürgen Linden

„Schauen wir auf den Dom …!“  Mit dieser Aufforderung, die  eher Einladung als Imperativ war, machte der später von einem Nazikommando ermordete erste Aachener Nachkriegsbürgermeister Franz Oppenhoff den Bürgerinnen und Bürgern seiner kriegszerstörten Stadt kurz nach der Befreiung von der Diktatur Mut, daran mitzuwirken, dass neues Leben aus den Ruinen blühen möge. Zeichen von Kraft und Zuversicht sei das Münster, das seit Jahrhunderten wie ein Hüter über den Häusern der Stadt stehe.

In der Tat ist der Aachener Dom bis heute wie kaum ein anderes Symbol unserer Stadt Ausgangs- und Zielpunkt von Hoffnung und Vertrauen, Stärke und Vitalität.

„Schauen wir auf den Dom !“ Dies könnte auch der Leitspruch für die Ausstellung von 173 Dom-Variationen sein, die der Künstler Mladen Kunstic zwischen 2007 und 2009 in drei Ausstellungen zeigt. Es ist eine facettenreiche Präsentation unterschiedlicher Sichtweisen auf dieses einzigartige Bauwerk, das immer wieder anders ins Licht gesetzt und dargestellt wird, zugleich aber stets der gleiche Dom bleibt. Die Perspektiven, Skizzierungen, Farbgebungen, Hervorhebungen in der Darstellung, die der Künstler in seine Bilder bannt, geben eine Ahnung von der Variationsbreite der Bedeutung des Domes, die er für die unterschiedlichsten Menschen verschiedenster Epochen hatte und hat.

Der Aachener Dom kann vieles sein: Zentrum der Stadt und Mittelpunkt ihres religiösen Lebens, Wahrzeichen und Wallfahrtskirche, Ziel von und Zwischenstation auf Pilgerreisen, Krönungsstätte und kulturgeschichtliches Erbe, katholische Bischofskirche und zugleich Gotteshaus der ungeteilten Christenheit, das Anlass zu ökumenischer Hoffnung auf Vollendung der Einheit gibt.

Der Aachener Dom ist geniale Architektur seiner Zeit, aber doch auch mehr. Er ist Hort unserer Werte, unserer Lebensbestimmung, unserer Orientierung, Zufluchtsort und Treffpunkt, ein lebendiges Haus der städtischen Gesellschaft, das für Offenheit und Vitalität, Vergangenheit, aber auch für Zukunft steht. Er ist Stätte des Gebetes und der Besinnung, Grabeskirche seines Erbauers, Karls des Großen, Ausgangspunkt eines geistigen und geistlichen Kraftfeldes, das zum politischen und kulturellen Zentrum seiner Zeit wurde und bis heute nachwirkt.

Als Fundament der europäischen Idee steht der Dom symbolisch in besonderer Weise aber für den bleibenden Auftrag, Visionen zur europäischen Zukunft zu formulieren, die Werte des Friedens und der Humanität auch für die Zukunft zu sichern. Die Domvariationen von Mladen Kunstic können gerade hierzu inspirieren. Schauen wir also auf den Dom, über den Franz Oppenhoff zutreffend sagte: „ Hier hat Aachen seine tiefste Seele. Sie soll uns bestimmen und lenken.“

 Dr. Jürgen Linden

Dompropst Dr. Herbert Hammans

Der Aachener Dom ist eines jener großen Kunstwerke, die als Weltkulturerbe der Menschheit gehören. Eher selten aber ist es, dass - anders als in der Vergangenheit – sich ein Künstler das Kunstwerk Aachener Dom zum Thema nimmt. Völlig singulär, will mir scheinen, ist das Vorhaben von Mladen Kunstic, sich über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren in 173 Bildern ausschließlich mit dem Thema Aachener Dom auseinanderzusetzen.

Die Ausstellung im Alten Kurhaus dokumentiert zur Heiligtumsfahrt 2007 mit den ersten 55 Bildern den Beginn dieses Unterfangens seit Anfang des Jahres 2006. Das Projekt wird im Jahre 2008 anlässlich des Karlspreises mit einer Ausstellung weiterer 60 Dombilder im Kreuzgang des Aachener Domes seine zweite Station finden. Die dritte und abschließende Ausstellung, mit bis dahin entstandenen allen 173 Dom Bildern wird Ende 2009 stattfinden.

Der in Würselen lebende kroatische Künstler Mladen Kunstic ist nicht nur in Aachen kein Unbekannter. Seit mehr als zwanzig Jahren hat er in einer Vielzahl von Ausstellungen zunächst seine Skulpturen, später auch seine Malerei der Öffentlichkeit präsentiert.

Eine tief persönliche Erfahrung in einer der Kapellen des Domes ließ den Gedanken an dieses Projekt entstehen, dem ein ausgefeiltes zahlenmystisches Konzept des Künstlers zugrunde liegt. Es führt dazu, dass die Bilder auf immer neue Weise den inneren Geheimnissen unseres Domes – so wie der Künstler sie sieht und erfährt – nachspüren: Die Vielgestalt der Bilder in wechselnden Formen, Farben und Techniken zeigt nicht nur die Vielgestalt des Bauwerks Aachener Dom, sondern vor allem die Vielgestalt der Bedeutungen, die dieses Kirchengebäude für einen heutigen Menschen haben kann, wenn er sich denn darauf mit allen seinen Sinnen, seinem Empfinden und Denken einlässt, wie Mladen Kunstic das vorbildhaft tut. So öffnet sich nicht nur der Dom dem Betrachter dieser Bilder, sondern auch der Künstler.

Wer den Dom so liebt und sich so mit ihm auseinandersetzt wie Mladen Kunstic, der will auch zu seinem Erhalt beitragen. Daher freue ich mich besonders, dass Mladen Kunstic zwei graphische Motive aus seinen Manufactus-Editionen zugunsten des Domes versteigern wird und auch eine weitere künstlerische Hilfsaktion plant.

Der Ausstellung möchte ich das Motto der diesjährigen Heiligtumsfahrt voranstellen: „Kommt, und ihr werdet sehen“! Mögen viele Menschen ihm folgen und im Dialog mit den Bildern Mladen Kunstics auch ihren ganz persönlichen Zugang zu unserem Dom finden.

Dr. Herbert Hammans
Dompropst